..dachte ich ursprünglich.
Eigentlich wollte ich heute am 21.2. schon längst im Flugzeug sitzen und um 22:55 MEZ am Flughafen in Chicago landen. Leider ist jedoch Uni-Technisch was schief gelaufen, so dass ich meinen Flug zwischenzeitig umbuchen musste und daher erst am kommenden Dienstag (25.2.) Deutschland für die nächsten 7 Monate den Rücken kehren werden.
Da es also doch noch nicht los geht im Land er unbegrenzten Möglichkeiten erstmal ein bisschen Infos und Vorgeschichte.
Also ich mache jetzt ab dem 3.März ein 6 monatiges Praktikum in den USA.
Ich bin die letzten Monate sicherlich über 100mal gefragt worden, ob ich denn jetzt wieder zu Siemens geh oder ähnliches. Aber genau aufgrund dieser unendlich vielen Fragen ("Wieder Siemens, oder?") schaue ich mir jetzt mal eine andere Firma an, und zwar TOX Pressotechnik. Nach insgesamt 4 Jahren Siemens Zugehörigkeit in 3 verschiedenen Abteilungen, dachte ich mir, ich muss in meinem Lebenslauf mal was anderes stehen haben. Sonst sitze ich irgendwann irgendwo bei einem Bewerbungsgespräch da und werde gefragt: "Wieso bewerben Sie sich eigentlich hier und nicht bei Siemens?" und jeder denkt ich hätte in meinem Leben nichts erreicht als immer nur irgendwo Kontakte gehabt - zumindest lässt das ein Blick in den Lebenslauf vermuten. Das ist allerdings garnicht so. Ehrlich gesagt bin ich was so Nebenjobs und Praktikas ein ganz schöner Glückspilz. Für den Einstieg bei Siemens als Werkstudent hat mir zwar mein Bruder geholfen, aber der Rest war Glück (Das eine war eine Zusage auf eine Initiativbewerbung in Singapur und dann ein Telefonat aus Singapur mit einem Kollegen in Erlangen, der aufgrund meiner fränkischen Aussprache gefragt hat, wo ich her komme, was ich mache, wie lange ich noch in Singapur bin und ob ich dann Bock (ja, das hat er gesagt) bei ihm zu arbeiten, wenn ich wieder da bin. Da hab ich natürlich sofort ja gesagt. Arbeitsbeginn war dann am 5. März 2012 in der neuen Abteilung, aber in Nürnberg war ich erst wieder ab dem 14. März. Super Einstig in eine neue Abteilung mit 2 Wochen "minus". Aber hat dann alles gepasst und war eine Super Abteilung wo ich viel gelernt habe und mir die finanzielle Grundlage für das nächste Abenteuer gesichert habe.). Also zurück zum Praktikum in den USA. Die Firma heißt TOX Pressotechnik und liegt in Naperville, ca. 50km außerhalb von Chicago (wobei die Entfernung auf Chicago-Downtown bezogen ist). Daher wohne ich auch nicht direkt in Chicago, sondern in Naperville. Um aber viele Antworten zu sparen sagt man halt "Ich geh nach Chicago" - unter "Naperville" kann sich ja doch keiner was vorstellen.
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Tox Rundpunkt
Quelle: tox-de.com |
TOX Pressotechnik stellt pneumo-hydraulische Pressmaschinen her, wobei diese für die Verbindungstechnik hergstellt werden. Dabei wird auf zusätzliche Verbindungselemente verzichtet. Wer mehr darüber wissen will, sollte sich mal über das eigens entwickelte Verfahren informieren: das toxen oder clinchen.
Nun die Frage: Wie bin ich zu diesem Praktikum gekommen? Ja, richtig, natürlich über einen Kontakt. Und
wie kommt man zu so einem Kontakt? In diesem Fall über meinen Auflandsaufenthalt in Singapur. Da konnte man ja anderen Deutschen garnicht aus dem Weg gehen im alltäglichen Leben und ein anderer Praktikant, der Tobi, den ich gleich an meinem ersten Wochenende in Singapur kennen gelernt habe, war letztes Jahr im Sommersemester dort und hat mich gefragt, ob ich Lust hab das auch zu machen (der Tobi ist wiederum über einen weiteren Singapurpraktikant, der VOR Singapur bei TOX war, an dieses Praktikum gekommen. So läuft das.). Bedingung war allerdings, dass wenn ich ihm Zusage, dass auch auf alle Fälle mache - net dass er blöd da steht, wenn er sagt, er hat da wen und dann sag ich ab. Gestern war ich dann nochmal bei Ihm zum Frühshoppen in Aalen um mir die restlichen Tipps zu holen.
Als ich mein Studium angefangen habe, habe ich mir mal selbst gesagt: "Ich gehe im Bachelor nach Asien und im Master in die USA." Dass so etwas dann wirklich klappt, daran hab ich ehrlich gesagt nicht wirklich geglaubt, aber wie gesagt, bin eben ein Glückspilz. Die Bewerbung war dann nur noch rein obligatorisch und binnen 24 Stunden hatte ich aus den USA eine Zusage.
(Zitat: "If you are as good as Tobias, then the job is yours. So congratulations and welcome to TOX Pressotechnik-USA") Danke Tobi an dieser Stelle!
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Tobi und ich auf Helipadparty in Singapur |
Aber was muss man eigentlich alles für so ein Praktikum machen? Hätte ich das alles vorher gewusst, hätte ich länger überlegt, ob ich wirklich zusage. Trotz Zusage für ein Praktikum ist das Erlangen des dazugehörigen Visums ein ganzschöner Zeitaufwendiger und v.a. auch finanzieller Aufwand.
Ohne das entsprechende Visum, darf man nämlich keiner Tätigkeit in den USA nachgehen und auf dem Weg zum Visum gibt es einige Hürden zu überwinden.
Anfangen tut dies damit, dass man nach der Zusage des Arbeitgebers das DS-7002 vom Arbeitgeber braucht. Da stehen neben den Informationen über mich, die Informationen der Firma drin, sowie ein genauer Plan, was die Firma mit mir als Praktikant sowohl in der Arbeit, als auch in der Freizeit vor hat (um mich kulturell an das amerikanische Leben heranzuführen). Zusätzlich muss ausführlichst beschrieben werden, wie ich betreut werde und vieles mehr. Wenn ich das habe kommt das nächste Dokument, dass DS-2019. Hier geht es darum auf 14 Seiten das erste mal sämtliche Informationen über sich Preis zu geben. Neben den persönlichen Daten wird nach dem Abschluss und der aktuellen Ausbildung gefragt, wobei z.B. beim Abschluss das Datum der letzten erbrachten Prüfungsleistung, sowie das Datum an dem das Abschlusszeugnis ausgestellt wurde verlangt wird. Außerdem muss man angeben, wie man das Praktikum finanziert (Nachweis über mindestens 1000$ pro Monat), was man selbst von dem Praktikum erwartet zu lernen, inwiefern es einem weiterhilft, was man bisher im Leben gemacht hat um gut genug vorbereitet zu sein um solch ein Praktikum absolvieren zu können und noch mehr - alles auf Englisch natürlich. Wenn das dann fertig ist, kann man sich an eine Organisation wenden, die das an einen Legal Sponsor in den USA weiterleitet. Bevor diese das tut wird man allerdings nochmal telefonisch interviewt (englisch) mit den Fragen, ob man vorher schon mal in den USA war, wie man auf die Firma aufmerksam geworden ist und was man nach dem Praktikum noch so vor hat.
Hintergrund dieses DS-2019 ist es, dass dabei vom Legal Sponsor in den USA festgestellt wird, dass man nach dem Praktikum die USA auch ja wieder verlässt und nicht dort bleibt. Stellt der Legal Sponsor eine "Bedenkenlosigkeit" des Aufenthalts vom Praktikanten fest, dann ist man zu diesem Zeitpunkt erstmal einen ganzen Batzen Geld los (Abhängig von der Dauer des Aufenthalts. In meinem Fall: 1075€). Sobald man also das DS-2019 was die Bewerbung um einen Visumantrag darstellt mit positiver Rückmeldung aus den USA zurückerhalten hat, darf man dann endlich tatsächlich ein J-1 Visum beantragen (bis zu diesem Zeitpunkt vergehen von DS-7002 bis zum Rückerhalt des DS-2019 ca 4 - 8 Wochen). Also: DS-7002, DS-2019 und JETZT darf man das Visum beantragen. Dazu muss man dann online nochmal das DS-160 ausfüllen. Wieder einige Seiten lang, wo man nochmal genau angeben muss wieso man dort hingeht und was man nach dem Praktikum macht und Kontaktpersonen in Deutschland, die das alles bezeugen können und mit denen man nicht verwandt ist, muss man auch zwei angeben. Zusätzlich die Standardfragen, ob man schon mal Probleme mit dem Gesetz hatte, ob man Menschhandel betreibt oder jemanden kennt, der das tut, ob man aus Spionagezwecken oder mit terroristischen Gründen einreist. Ganz ganz viel jedenfalls. Habe dabei sehr darauf geachtet, ob eine Frage nicht so gestellt ist, dass man sie mit "YES" beantworten muss - das war aber nicht der Fall. Und wenn jetzt das DS-160 ausgefüllt ist, dann muss man erstmal noch 120€ zahlen um einen Termin im Konsulat ausmachen zu können. Also Kosten fürs Visum: 1075€ + 120€ = 1195€.
Und im Konsulat muss man auch nochmal Rede und Antwort stehen. Erstmal muss man alle 10 Fingerabdrücke abgeben, danach warten man (in meinem Fall 2 Stunden, ohne etwas zu Lesen. Handy und andere elektrische Geräte sind verboten im Konsulat und mit 2 Stunden Warten habe ich bei einem Termin um 8:15 ehrlich gesagt nicht gerechnet. Totlangweilig also.) um dann noch ein letztes Interview mit einem amerikanischen Beamten zu führen, der mir dann genau 3 Fragen gestellt hat.
Bevor diese Fragen kamen, musst ich allerdings nochmal die Fingerabdrücke einer Hand scannen lassen. Als ob da 2 Stunden vorher jemand anders hätte für mich hingehen können.
Und die Fragen waren dann wie schon in DS-2019 und DS-160 letztlich nochmal zur Kontrolle, dass ich nicht planlos in die USA gehe und das ich v.a. mit einem Plan die USA wieder verlasse.
1. Was ich glaube, was ich in meinem Praktikum so mache.
2. Was ich nach dem Praktikum mache.
3. Ob ich mir durchgelesen habe, welche Rechte ich als Praktikant in den USA habe.
Das wars dann und dann bekommt man nach dem ganzen Aufwand per Post seinen Reisepass mit dem eingeklebten Visum. So sieht das dann aus.
So viel Aufwand für so ein kleines Stück Papier.
Also wer ein Praktikum in den USA machen möchte, sollte sich das vorher gut überlegen. Erstens dauert es echt ganz schön, bis man das alles ausgefüllt hat und bis man das Visum in der Hand hält, zweitens ist die Vorbereitung für so einen Aufenthalt doch nicht unwesentlich (außer man kommt bei einer Firma unter, die ein Legal Sponsor ist. Siemens, glaube ich, ist zum Beispiel einer und auch die Universitäten). Visum + Flug sind ca. 2000€. Aber ich möchte mich an dieser Stelle nicht beschweren. Ich wusste vorher vom Tobi, was auf mich zukommt und konnte kalkulieren. Und der Profit den man daraus schlägt ist sicher größer. Singapur hat sich schließlich auch gelohnt. Ohne Singapur wäre ich nicht an meine Werkstudentenstelle gekommen und auch an das jetztige Praktikum nicht. Mal sehen was so ein USA-Aufenthalt, außer ganz viel Spaß und einem besseren Sprachkenntnis, mit sich bringt.
So das war es soweit an Vorgeschichte. Jetzt geht es nächste Woche endlich los zu meinem zweiten Abenteuer - sich den anderen Teil der Welt anschauen. Ich weiß garnicht so Recht was mich erwartet. Aber ich hoffe, das Wetter wird noch ein bisschen Wärmer. Dort hat es Seit Wochen unter 0°C, das ist man hier ja garnicht mehr gewohnt!
Was ich jedenfalls weiß: dass ich nicht (wie in Singapur) davon überrascht werde, dass ich plötzlich mit Stäbchen essen muss. Damals hab ich mir einfach ebenfalls null Gedanken gemacht und bin sehr unvorbereitet in den Flieger gestiegen. Ich hatte keine Unterkunft in Singapur und hatte echt von Nichts einen Plan. Allerdings hat das auch sehr Spaß gemacht und die Erfahrungen, die ich dabei gesammelt habe, waren fantastisch. Diesmal habe ich schon eine Unterkunft (zusammen mit den anderen Praktikanten, die jetzt dann da sind). Mal sehen was auf mich zu kommt. Ich werde jedenfalls ab nächster Woche regelmäßig davon berichten mit mehr Bildern dann, als in diesem Beitrag.
Spannend wird noch das Kofferpacken am Wochenende. In Singapur hatte es ja täglich über 30°C. Daher hatte ich genau 1 Jeans im Flugzeug an und 1 im Koffer. Da Chicago und Naperville aber nicht direkt am Äquator liegen, muss ich da schon mal ein bisschen anders kalkulieren. Aber des wird scho alles klappen.
Also ich wünsche allen einen schönen Sommer hier in Deutschland und Ende September bin ich dann hoffentlich U100 (kg) wieder zurück. Danach steht noch die Masterarbeit an bis zum Frühjahr 2015 und dann bin auch ich irgendwann erwachsen....
Und wer Langweile hat, oder nochmal nachlesen möchte, was ich in Südostasien so getrieben habe. Den alten Blog gibt es auch noch.
Singapur-Blog